Saties Vexations (frz., Plackerei, Schikane), ein Klavierstück von wenigen Notenzeilen, sind ein Gag: Das Stück, bestehend aus siebzehn Akkorden, soll 840mal gespielt werden. Die Akkorde sind homophon gesetzt, es gibt keine Gegenstimme, eigentlich nicht einmal etwas, was man im Sinne melodischer Gestaltung überhaupt als Stimme bezeichnen könnte, und das Ganze ist gekennzeichnet von einer Langeweile, die man immerhin insofern ausdrucksvoll nennen mag, als sie quälend ist.
Auf Initiative von John Cage wurde das »Werk« 1963 in New York aufgeführt: 10 Pianisten lösten sich während der Aufführungsdauer von 18 Stunden ab, denn kein einzelner kann einen solchen Unsinn so lange durchhalten (ich las einst in einem Buch über Satie, man habe das damals zu schnell gespielt und es hätte eigentlich 28 Stunden dauern sollen). Auch wenn die Idee dieses Gags gerade noch als satirisch durchgehen mag, so ist seine Realisierung wohl eher ein breitgetretener Witz, den man schon nach der ersten Wiederholung verstanden hat und den man nun nicht weitere 838mal erzählen muß, um ihn zu einem pseudotiefsinnigen Ritual entarten zu lassen.
Keine schlechte Idee allerdings scheint mir, ein solches Stück einmal als Zugabe zu wagen – gewissermaßen als psychologischen Test, wie leidensfähig ein Publikum ist, und wann der erste Vernünftige den Saal verläßt. Allerdings sollte man das mit besserer Musik machen, denn die gibt es durchaus: Chopins
Satie fand in der Musikgeschichte in einer marginalen Rolle Unterschlupf und war eher Satiriker als ernstzunehmender Komponist. Die Satire drückt sich allerdings kaum in der Musik selber aus, sondern meist nur in den Titeln der Stücke, z.B. wenn er auf den Vorwurf Debussys, daß seine Musik formlos sei, antwortete mit den Trois Morceaux en forme de Poire à 4 mains (Stücken in Form einer Birne).
Voller Ironie und satirisch war auch Debussy, der z.B. eines seiner Klavierstücke Doctor Gradus ad Parnassum nannte