Gabrieli, Giovanni 1554/1557–1612/1613
Sonata Pian e Forte
für doppelchöriges Ensemble
aus: Symphoniae sacrae (1597)

Giovanni Gabrielis Sonata Pian e Forte ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert:

Erstens ist die Instrumentation für alle Stimmen angegeben, was damals nicht üblich war, denn eine instrumentalspezifische Kompositionsweise war erst im Entstehen. Die Stimmen sind mit alla quarta bassa bezeichnet, womit wahrscheinlich aber nicht gemeint ist, daß sie eine Quarte tiefer klingen sollen als notiert, sondern daß die Stimmen bereits transponiert wurden, also klingend notiert sind, denn andernfalls würde der Gesamtklang sehr baßlastig, und die Violine des zweiten Chores läge ungewöhnlich tief. Selbst in der notierten Höhe ist mit der Violine sicherlich eine Viola gemeint, denn der tiefste Ton der Stimme (Takt 27) ist das kleine d.

Zweitens ist das Werk das erste bekannte im Druck erschienene Musikstück, das mit dynamischen Vorschriften versehen ist. Scheinbar benutzt es dabei eine Terrassendynamik, die für Alte Musik typisch sein soll. Betrachtet man jedoch z. B. Takt 62ff, so kann man durchaus annehmen, daß hier nicht nur die beiden Lautstärkegrade pian und forte anzuwenden sind, sondern vom anfänglichen forte zum piano in Takt 64 ein decrescendo zu machen ist, denn anders ist die Stelle kaum überzeugend zu spielen.

Die Notation der Notenwerte wurde hier an moderne Schreibweise angepaßt und die Partitur zugunsten der Übersichtlichkeit in Klavierschreibweise dargestellt. Das Stück kann nicht nur in der Originalbesetzung, sondern in jeder anderen Bläser- oder Streicherkombination gespielt werden. Den acht Stimmenauszügen sind entsprechende Alternativfassungen beigefügt

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Partitur

CORO I:
Stimme 1: Trompete in B, Violine
Stimme 2: Trompete in B, Posaune, Horn in F, Violine

Stimme 3: Posaune, Horn in F, Viola

Stimme 4: Posaune, Horn in F, Tuba, Violoncello


CORO II:
Stimme 1: Posaune, Horn in F, Violine, Viola
Stimme 2: Posaune, Horn in F, Viola

Stimme 3: Posaune, Horn, Tuba, Viola, Violoncello

Stimme 4: Posaune, Tuba, Violoncello, Kontrabaß