Klavierpedalbank für Kinder

img/03_00.jpg Musikinstrumente müssen in der Regel an die Körpergröße des Spielers angepaßt sein. Das gilt bei einigen Instrumenten auch für Erwachsene: Bratscherinnen mit kleiner Hand werden sich kaum mit Bratschen von sehr großer Mensur herumquälen, und Konzertgitarristen müssen bei der Wahl der Mensur ebenfalls auf die Handgröße Rücksicht nehmen.
Es gilt natürlich erst recht für Kinder, weswegen es sog. Viertel, Halbe, Dreiviertel und Ganze Geigen und Celli sowie Quint- und Terz-Gitarren gibt und auch Holzbläser auf kleine Instrumente in dann höherer Stimmung zurückgreifen.

Auf dem Klavier ist dies nicht praktikabel, denn Klaviere sind zu teuer, um sie dem Größerwerden des Spielers laufend anzupassen; außerdem kann natürlich kein Spieler immer sein eigenes Instrument mit sich herumschleppen. Zum Glück ist dies aber kein allzugroßes Manko, weil jüngere Schüler, deren Handspanne noch keine Oktavgriffe erlaubt, meist Musik von einem Schwierigkeitsgrad spielen, die auch ohne große Handspanne bewältigt werden kann.
Zwar hat es Versuche mit austauschbaren Tastaturen verschiedener Größen gegeben (s. Fachwissen: »Das Spielwerk von Flügeln und Klavieren«), aber auch das ist zu teuer und kaum praktikabel, denn der schnelle Austausch ist nicht bei Klavieren, sondern nur bei Flügeln möglich, deren Mechanik ja einfach wie eine Schublade herausgezogen werden kann.

Muß und kann man auf dergleichen getrost verzichten, so bleibt bei Kindern aber unter Umständen die Sitzhaltung problematisch. Je nach Körpergröße ist für Spieler unter 8 bis 10 Jahren die Tastatur zu hoch angebracht, der Schüler muß dann auch den Hocker recht hoch einstellen, und seine Füße baumeln in der Luft, was eine vernünftige Sitzhaltung unmöglich macht. Außerdem muß er in den ersten Jahren auf das Pedalspiel verzichten. Aber auch wenn man davon ausgeht, daß man bei den meisten Anfängerstücken der ersten Unterrichtszeit auch ohne Pedalspiel auskommen kann, bleibt das Problem schlechter Sitzhaltung bestehen. In jedem Fall also sollten junge Spieler eine Fußbank benutzen, anstatt die erste Zeit in falscher, unangemessener Sitzposition zu üben.

Dazu könnte man irgendetwas nehmen, was einer Fußbank gleichkommt, aber meist findet man nur etwas, das im Gebrauch nur nervt, weil es nicht hoch genug, zu hoch, zu kippelig, zu klein, zu groß ist. Besser also man bastelt etwas, das den Zweck optimal erfüllt. Und wenn man sich diese Mühe schon macht, dann sollte man auch gleich dafür sorgen, daß zu kurze Kinderbeinchen damit auch das Pedal treten können, die Bank sollte also eine Mechanik erhalten, die die Bedienung wenigstens des rechten Pedals ermöglicht (das linke ist bei Klavieren nicht sehr wichtig, schon deshalb nicht, weil es die Verschiebung des Flügels nicht wirklich nachahmen kann, also sowieso ein eher schlechter Ersatz für das linke Pedal des Flügels ist). Wie man das mit recht einfachen Mitteln bewerkstelligen kann, wird im folgenden beschrieben.


Pflichtenheft

Eine Klavierfußbank sollte mehrere Forderungen erfüllen:

  1. Sie sollte ausreichend Stellfläche für die Füße bieten, denn auf zu kleinen Flächen müßten unruhige Kinderbeinchen allzu lange still auf einem Fleck verharren, würden außerdem dazu neigen, mit einer zu kleinen Bank herumzuspielen und herumzukippeln.
  2. Ihre Höhe sollte so bemessen sein, daß sie einerseits ausreicht, andererseits aber nicht auch noch laufend der wachsenden Körpergröße angepaßt werden müßte.
  3. Sie muß einfach nur vor das Klavier gestellt werden können, ohne daß man sie erst langwierig daran befestigen müßte.
  4. Sie muß eine Pedal-Mechanik erhalten, die erstens ebenfalls nicht erst mit dem Pedal des Klaviers langwierig verbunden werden muß und zweitens die Fußbewegung problemlos auf das Klavierpedal überträgt, d.h. keine übermäßige Reibung hat oder irgendwie klemmen könnte.

Bauanleitung

Die Pedalmechanik läßt sich leicht über einen simplen Hebel realisieren, der aus einer Holzleiste und einem abgerundeten Klotz für den Fuß besteht:

img/03_01.gif Abb. 1

Wichtig ist, daß dieser Hebel möglichst lang ist, also möglichst weit hinten an der Bank befestigt wird, denn je länger er ist, umso geringer ist auch die Reibung, die zwischen ihm und dem Klavierpedal auftritt, weil dann der Schlupf zwischen beidem minimal ist. Weiter reduziert wird die Reibung, indem der Hebel dort, wo er das Klavierpedal berührt, mit Filz garniert wird (evtl. ginge das auch mit weichem Fensterleder).

Für die Befestigung des Hebels an der Bank gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder nimmt man dafür ein Scharnier (Abb. 1), oder man bastelt aus einem Messing- oder Alu-Rohr eine Drehachse, deren Lager sich in den Seitenteilen der Bank befinden und ausgetucht werden (Abb. 2). Letzteres ist die übliche Achslagerung im Klavierbau und hat den Vorteil völliger Geräuschfreiheit, während man ein Scharnier evtl. von Zeit zu Zeit ölen muß. Außerdem läge die Achse des Scharniers höher als das Klavierpedal, so daß der Hebel sich schräg nach hinten abwärts bewegt, was Schlupf und Reibung erhöht. Lagert man dagegen die Achse in den Seitenteilen der Bank, kann man sie auf Höhe des Klavierpedals legen, wodurch die Bewegungsrichtung des Hebels und die des eigentlichen Klavierpedals weniger voneinander abweichen:

img/03_02.gif Abb. 2

Am einfachsten läßt sich der Hebel aus einem Stück Rundholz bauen, denn dann benötigt man zur Befestigung des Klotzes lediglich eine entsprechende Bohrung im Klotz, während eine eckige Leiste mit dem Klotz, etwas mühsamer, verdübelt werden müßte. Der Durchmesser des Rundholzes muß groß genug sein, um die Bohrung für die Achse noch aufnehmen zu können. Diese Bohrung wählt man so eng, daß das Rundholz stramm genug auf dem Metallrohr sitzt und nicht seitlich verrutschen kann.

Wer es ganz klaviergerecht und optisch ansprechend gestalten möchte, befestigt oben auf dem Klotz eine richtige Klavierpedalschale aus Messing (wie auf dem Foto ganz oben auf dieser Seite), u. zw. eine für das mittlere Pedal, weil diese gerade ist und nicht nach links oder rechts gebogen:

img/03_03.jpg Abb. 3

Diese Messingschale verteuert allerdings das Ganze. Erhältlich ist sie bei der Firma Renner (s. Links, Zubehör) über einen Klavierhändler, bzw. Stimmer, der sicherlich einen Renner-Katalog zur Hand hat, weil fast alle Klaviertechniker ihre Bestandteile bei Renner einkaufen.
Der Bau wird dadurch aufwendiger, denn die Schale muß mit einer Eisensäge gekürzt und mit einer Bohrung versehen werden, damit man sie auf dem Klotz festschrauben kann.

Als gutes Maß für die Höhe der Bank hat sich nach meinen Erfahrungen 12 cm bewährt. Das reicht meistens völlig aus und kann auch bei zunehmendem Alter des Spielers so lange benutzt werden, bis man ganz auf die Bank verzichten kann.
Die Fläche sollte nicht kleiner sein als 35 x 50 cm2, und das Ganze muß so stabil gefertigt werden, daß ein Kind darauf stehen kann.

Wer auf dekoratives Aussehen Wert legt, kann Farbe und Holz entweder dem Klavier oder dem Fußboden anpassen, z.B. dadurch, daß er auf die Bank den gleichen Teppichboden klebt, der im Wohnzimmer verlegt ist.

Das Material für die Fußbank gibt es in jedem Baumarkt: Die obere Holzplatte und die Seitenteile kann man aus Tischlerplatten, Massiv- oder Sperrholz fertigen, den Pedalhebel aus 20 mm starkem Rundholz, die Achse aus 10 mm Alu- oder Messingrohr und den Klotz aus gehobelter Dachlatte. Filz gibt es in Bastelläden (möglicherweise hat auch Ihr Klavierstimmer ein paar Reste übrig).
Hier die grobe Skizzierung und Bemaßung aller Teile:

img/03_04.gif Abb. 4


img/03_05.gif Abb. 5

Bevor man diese Maße 1:1 übernimmt, sollte man prüfen, ob es so zum eigenen Klavier paßt. Wichtig ist auch, daß die Bank nicht so groß wird, daß der Klavierhocker für das Kind zu weit entfernt vom Klavier stehen muß.

Nachfolgend ein Modell, an dem weitere Details erkennbar sind. Die Seitenteile sind durch zwei 12 mm starke Rundhölzer stabilisiert, die in entsprechende Bohrungen geleimt sind. Sie verhindern auch, daß der Pedalhebel beim Transport der Bank herunterfällt:

img/03_06.jpg Abb. 6

Die Achse aus Alu-Rohr ist an beiden Enden durch Kunststoffhülsen gegen seitliches Verrutschen gesichert (Abb. 7). Nach passenden Hülsen braucht man aber nicht lange die Läden abzusuchen, man bastelt sie ganz einfach selber, indem man Klebeband um die Achse wickelt. Das ist bei dünnem Klebefilm ein bißchen Geduldsarbeit, denn man braucht ziemlich viele Windungen, bis die Hülsen dick genug sind. Dies macht man erst ganz zum Schluß, wenn die Achsbohrungen bereits ausgetucht sind und alles fertig montiert ist.

img/03_07.jpg Abb. 7

Wie man die Achsbohrungen austucht, zeigen die folgenden Abbildungen 8 und 9. Der Bohrdurchmesser muß um die doppelte Tuchstärke größer sein als der Durchmesser der Achse: 1 mm Tuch und 10 mm Achse ergeben also 12 mm Achsbohrung. Damit das Tuch die Bohrung ausfüllt, muß es eine Breite von pi x Bohrungs-Durchmesser haben (also 12 mm mal 3,14), bzw. etwas knapper, denn wenn es nicht ganz auf Stoß sitzt, ist das nicht weiter schädllich; nur überlappen darf es sich nicht.
Man spitzt das Tuch mit einer Schere zu, dann kann man es besser in die Bohrung einführen, in die man vorher Leim gegeben hat. Damit es fest anliegt, während der Leim trocknet, führt man auch die Achse mit ein.
Erst nach dem Abbinden des Leims schneidet man das Tuch mit einem scharfen Messer so zurecht, daß es mit dem Holz bündig abschließt.

img/03_08.jpg Abb. 8         img/03_09.jpg Abb. 9


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