Akustische Grundlagen der Musik
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–1 Schwingungen –2 Frequenz und Tonhöhe –3 Schwebungen –4 Differenztöne –5 Teiltöne –6 Teiltöne und Klangfarbe –7 Teiltöne und Resonanz –8 Differenztöne zwischen Teiltönen –9 Zusammenklänge und Teiltöne –10 Zusammenklänge und Differenztöne –11 Rein ergibt unrein –12 Temperieren –13 Die Temperierte Stimmung –14 Das Cent



4 Differenztöne

Bekanntlich kann unser Auge sehr schnell aufeinanderfolgende Einzelbilder nicht mehr unterscheiden, sondern nimmt sie als kontinuierliche Bewegung wahr; erst dadurch werden Film und Fernsehen möglich. Für das Gehör gilt Ähnliches, d.h. es kann einzelne Impulse, die zu schnell aufeinanderfolgen, nicht mehr differenzieren. Steigert man z.B. das Tempo von Trommelschlägen, so wird man anfänglich noch einzelne Schläge wahrnehmen, mit wachsender Geschwindigkeit geht der Höreindruck aber eher in ein ratterndes Geräusch, ab einer bestimmten Geschwindigkeit sogar in einen einzigen Ton über: Das Ohr nimmt nicht mehr 20 einzelne Impulse pro Sekunde, sondern einen kontinuierlichen Ton von 20 Hz wahr (wenn ein Trommler denn so schnell spielen könnte.). So erklärt sich auch, warum ein Automotor »brummt«, obwohl wir eigentlich eine schnelle Folge von Explosionen hören müßten. Dieses begrenzte Auflösungsvermögen unseres Ohrs führt zu einem wichtigen Phänomen, den Differenztönen.

Unser Ohr hört nämlich Schwebungen ab einer bestimmten Frequenz nicht mehr als aufeinanderfolgende Lautstärkeschwankungen, sondern als Ton. Erklingen zwei Töne gleichzeitig, die in genügendem Abstand voneinander stehen, ist darum zusätzlich immer auch ein dritter, tieferer Ton zu hören, dessen Frequenz sich aus der Differenz der beiden Primärschwingungen ergibt, d.h. zwei Töne von 100 und 150 Hz erzeugen den Differenzton 150 Hz – 100 Hz = 50 Hz. Diesen »Geisterton« wahrzunehmen, verlangt wiederum ein wenig Übung und gelingt meist nur, wenn man weiß, auf welcher Tonhöhe das Ohr ihn zu suchen hat. Die Differenztöne der wichtigsten Zusammenklänge (große Sexte bis kleine Terz) sind folgende:

img/basics01.gif
[Notenbsp. 1] Differenztöne

Man hört also z.B. bei der großen Sexte immer die Unterquint, bei der Quinte immer die Unteroktave. Allerdings tritt der Differenzton nur dann deutlich in Erscheinung, wenn das Intervall, das ihn verursacht, möglichst rein ist. Und das hängt wiederum mit einem anderen Phänomen zusammen, nämlich mit den Ober- oder Teiltönen.

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