Jankó-Klaviatur

1883 läßt der Mathematiker Paul von Jankó (1856-1919) eine Klaviatur patentieren, bei der sechs Terrassen von Tasten chromatisch so angeordnet sind, daß Skalen sämtlicher Tonarten mit demselben Fingersatz gespielt werden können, Akkordgriffe vereinheitlicht sind und der Hand eine Spannweite bis zur Oktavsext ermöglicht wird. Die Idee gewinnt einige Popularität, 27 Hersteller aus Österreich und Deutschland bauen Instrumente mit Jankó-Klaviaturen, 1906 wird das Spiel auf der Jankó-Klaviatur am Scharwenka-Konservatorium in Berlin als Lehrfach eingeführt, 1905 wird zwecks Verbreitung der Idee in Wien ein Jankó-Verein gegründet, der erst 1965 wegen Mitgliederrückgangs und Überalterung aufgelöst wird.
In der Patentschrift Nr. 25282 des Kaiserliches Patentamtes in Berlin findet man als Fig. 5 folgende Skizze:



Jede Taste besitzt mehrere Stufen, die einmal als Obertaste und auf der übernächsten Terrasse als Untertaste fungieren. Die Tasten der diatonischen Stammtöne c, d, e, f, g, a, h sind weiß, die der alterierten Töne cis, dis, fis, gis, ais schwarz; die Färbung entspricht also der herkömmlichen Tastatur. Es ergibt sich auf den einzelnen Terrassen folgende Tonzuordnung:

Die eingekreisten Noten nebst Fingersatzziffern zeigen, daß ein denkbarer Fingersatz für die C-dur-Tonleiter genau derselbe sein kann wie für die Fis-dur-Tonleiter. Entsprechendes gilt auch für Akkordgriffe, so daß für alle Spielfiguren aller Tonarten nur noch die Einstudierung eines einzigen Fingersatzes nötig ist, da durch Verschieben des Anfangstons und Benutzung einer anderen Terrasse die Muster immer gleich bleiben. Der Nachteil allerdings ist, daß die Tastenanordnung jeglicher musikalischen Logik entbehrt, da unser Tonsystem nicht ganztönig, sondern diatonisch angelegt ist. Vergleichbare Anordnungen haben sich nur auf einem Außenseiter-Instrument durchsetzen können, nämlich dem Knopf-Akkordeon.


© 2003–2012 by J. Gedan
www.pian-e-forte.de